Lea und Nico starten vom 29. März bis 2. April beim Grenke Chess Open. Unter den 1500 Spielern in Karlsruhe befinden sich auch WM Magnus Carlsen und sein Herausforderer Caruana, die vom 31.03. bis 09.04. beim Grenke Classic gegen einander spielen.
Nach 4 Runden haben Lea und Nico im B-Open zwei Punkte auf ihrem Konto. Mit je einem starken Sieg in der 9. Runde beenden beide ein gutes Turnier. Besonders die 3 Punkte (ungeschlagen) aus den letzten 4 Runden von Lea waren eine tolle Leistung. Wir freuen uns auf euren Bericht.
So dann kommt hier mal der bereits angekündigte, diesmal etwas ausführlichere Bericht
Wie ihr oben schon gelesen habt starteten Lea und ich beim Grenke Chess Open, das mit ca. 1500 Teilnehmern je nach Quelle das größtes Open Europas bzw. der Welt ist.
Wir nahmen beide am B-Open teil, das für Spieler mit einer DWZ/ELO unter 2000 gedacht ist.
Ob Klaus mit seinem Lob „gutes Turnier“ recht hat, werden wir jetzt mal sehen 😀
Fangen wir einfach mal mit Leas Turnierverlauf an:
Da sie relativ am Ende der ersten Hälfte gesetzt war, kam es zunächst wie es so oft kommt und die Aufzugfahrt begann. In Runde 1 durfte/musste Lea also mit Schwarz gegen einen 1300er ran, gewann dann recht schnell eine Figur und kurz darauf auch die Partie.
Dann ging es nach oben gegen 18xx, Lea versuchte natürlich trotzdem auf Gewinn zu spielen, schwächte Ihre Stellung beim Angriff allerdings etwas zu sehr und wurde ausgekontert.
Und wieder ging es in der dritten Runde gegen einen 1300er, Lea griff zuerst etwas fehl uns stellte mehr oder weniger eine Figur gegen zwei Bauern ein (nennen wir es mal ein Opfer 🙂 ). Dem darauf folgenden Angriff unterlag der schwächere Gegner dann aber glücklicherweise.
Die Aufzugfahrt ging weiter, Lea wurde hochgelost und versuchte durch ein Opfer die Partie zu entscheiden, was aber etwas aus dem Ruder lief und sie einen Bauer kostete. Das Endspiel war dann leider verloren.
Wie sollte es auch anders sein, in Runde 5 wartete erneut ein 1300er, Lea machte es aber ganz schlau und unterbrach ihre Aufzugfahrt :p Nachdem sie einen Bauern eingestellt und ausversehen die Damen getauscht hat musste sie notgedrungen das rettende Remisangebot ihres Gegners annehmen.
Zwar war der Aufzug gestoppt, jedoch wartete dafür in Runde 6 erneut ein 1300er, diesmal führte Lea die weißen Steine. Der Gegner erwies sich allerdings als Klammerer, im typischen Colleaufbau wurde alles abgetauscht und das Endspiel musste schlussendlich Remis gegeben werden.
Die Zwischenbilanz nach 6 Runden: 3/6 gegen 4 Schwächere und 2 Stärkere, also mussten jetzt langsam einmal die Siege her! Deshalb flogen wir extra Daniel zur gezielten Vorbereitung ein (oder ehr weil wir noch wen zum fahren brauchten 😀 ).
Dann folgte was Klaus schon angedeutet hat. Lea spielte gegen eine DWZ-Lose, die allerdings deutlich besser als Ihre Zahl spielte 😀 Im Dame-Läufer gegen Dame-Springer Endspiel gewann Lea schließlich einen Bauer, worauf die Gegnerin auch sofort aufgab. Ihr war anscheinend entgangen, dass sie die Partie auch durch Dauerschach beenden hätte können. Naja, Glück gehört auch mal dazu!
Ganz anders verlief da Runde 8, bevor überhaupt die Karenzzeit verstrichen war, konnte Lea ihr Ergebnis melden. Als ich kurze Zeit später ihr Brett bereits wieder aufgebaut vorfand ging ich erst mal von einem schnellen Remis aus, aber nichts da! Lea hatte ihren Gegner im Holländischen komplett auseinandergenommen und drohte bereits im 15tem Zug unverhinderbar Matt. So muss das laufen! 🙂
In der letzten Runde konnte man eine Partie mit sehr ungewöhnlichen Kräfteverhältnissen bestaunen, insgesamt fünf Mehrbauern konnte ihr Gegner für einen Läufer verzeichnen. Doch bevor Lea dazu kam aufzugeben fielen diese wie die Fliegen. Am Ende blieb Lea mit einer glatten Mehrfigur zurück und sackte souverän den Punkt ein.
Das waren also die angekündigten 3/3 in der letzten Runde, insgesamt konnte Lea somit starke 6/9 aufweisen, was sie von Startlistenplatz 241 auf den Platz 79 katapultierte!
Die ersten 6 Runden trübten das ganze Ergebnis leider etwas, durch das überragende Ende auf jeden Fall ein gutes und solides Endergebnis. Wertungstechnisch immerhin ein einstelliges DWZ-Plus, ELO +-0 (durch sehr viel Pech, ausgerechnet einige der besiegten Gegner konnten keine ELO aufweisen).
Aber nichts desto trotz kann man mit den Ergebnis durchaus zufrieden sein!
Dann machen wir mal weiter mit meinem Turnier:
Gleich vorweg, ich schaffte es aus dem 9-Runden Turnier für mich ein 7-Runden Turnier zu machen 😀
Aber von vorne. Da ich in der zweiten Hälfte startete wurde ich zuerst gegen 18xx hochgelost. Ich kam allerdings für mich sehr überraschend in einer mir total unbekannten Eröffnung sehr gut raus. Bereits nach 17 Zügen hatte ich dann die Wahl eine Zugwiederholung zu erzwingen oder meine Stellung weiter zu verstärken. Da es aber die erste Runde war gab ich mich mit dem Remis zufrieden, was ich im Nachhinein bereut habe. Die Stellung war anscheinend deutlich besser als ich eingeschätzt hatte, lauf Engine schon ca. +1.5
In der zweiten Runde hatte ich dann das zweifelhafte Vergnügen, dass mein Gegner überhaupt nicht zu seiner Partie auftauchte.. Nach der halben Stunde Karenzzeit versuchten die Schiedsrichter mir dann einen neuen Gegner zu besorgen (was ich für eine super Idee halte, bei kleineren Turnieren aber wohl schwer umzusetzen). Da allerdings außer mir nur noch zwei andere Leute ohne Gegner waren, die beide 0/1 hatten, wurden diese gepaart und ich strich einen kampflosen Punkt ein.
Ausgeruht ging es dann zu Runde 3, in der ich einen Drachen aufs Brett bekam, den mein nominell überlegener Gegner allerdings etwas misshandelte. Ich verpasste allerdings den Todesstoß und die Stellung flachte ins Endspiel ab. Da ich mich aber noch nicht damit abfinden wollte dass ich den relativ sicheren Sieg wirklich verschenkt hatte spiele ich die Stellung weiter bis zur beiderseitigen Zeitnot. Bei etwa 30 Sekunden für den Rest der Partie (kein Fischer, Reklamation auf G4 würde ja ein Remisangebot bedeuten) stellte ich dann meine Stellung sogar noch ein und verlor.
In Runde 4 bekam ich dann Morra-Gambit ans Brett, in dem mein etwas stärkerer Gegner sich aber anscheinend genau so wenig auskannte wie ich. Dennoch geriet ich etwas in Bedrängnis, bei besserem Spiel hätte mein Gegner wohl in Vorteil kommen können. So aber wurde sehr viel getauscht und ich konnte sogar den Gambitbauern behalten. Einen weiteren Bauern hätte ich auch gewinnen können, ich tauschte allerdings ins Damenendspiel ab, das aufgrund meiner bombensicheren Königsstellung aber noch immer gewonnen war. Als mein Gegner Remis bot hielt ich es dummerweise trotzdem für eine gute Idee dieses anzunehmen, im Nachhinein kann ich mir auch nicht mehr so ganz erklären wieso. 😀
Ganz ähnlich ging es in der fünften Runde, mein Gegner (etwa selbe DWZ) versuchte einen Angriff, den ich allerdings recht schnell unterbinden konnte. Anschließend konnte ich einen Bauern gewinnen, meine Stellung war aber auch darüber hinaus klar überlegen. Ich sah sogar den stärksten Zug, der wohl zwangsläufig zum Sieg führt, das minimale Gegenspiel das daraus folgen würde lässt sich auch gut parieren. Aber wieder machte ich die gleiche sche*** wie in der Runde zuvor und nahm das Remisangebot meines Gegners an.
Das war dann zu viel des Guten und ich beschloss mir am nächstem Morgen erst mal eine Auszeit zu nehmen und zur siebten Runde wieder einzusteigen (Was auch ganz gut zu der Flasche „Traubensaft“ am Abend gepasst hat 😀 ).
Motivation sieht zwar anders aus, aber das liegt natürlich nur am Fotografen :p
Voll motiviert ging ich dann zur 7ten Runde, wieder wurde ich hochgelost. Aus meiner Motivation sollte allerdings nichts werden, ich reagierte falsch auf die Eröffnung und ging sang und klanglos unter.
Ganz anders sah es in Runde 8 aus, diesmal musste ich gegen 13xx ran. Mein Gegner spielte positionell nicht allzu toll und bald wurde das mit einem Bauern, kurz darauf mit dem vollen Punkt vergütet. 🙂
Jetzt noch ein Sieg in der letzten Runde, dann sollte doch alles im Lot sein!
Deshalb spielte ich den Drachen, schnell zeigte sich, dass die Partie auf jeden Fall nicht Remis enden wird. Mein Gegner kannte sich allem Anschein nach nicht wirklich aus und versuchte einen im vorhinein zum scheitern verurteilten Angriff. Bald war die Stellung nicht mehr zu retten um nach knapp einer Stunde war die ganze Sache dann auch zu meinen Gunsten beendet.
Dann mal zum Gesamtfazit: 5 gute bis sehr gute, eine vergeigte und eine komplett chancenlose Partie. Daraus sind dann 3.5/7 wohl nicht so das Wahre… Im Endeffekt bin ich aber trotzdem einigermaßen zufrieden, es sollte sogar noch für ein kleines Plus reichen (ca. +10 DWZ, +20 ELO). 🙂
Mit meinen spielfreien Runden komme ich auf 4,5/9 und kann mich von Setzlistenplatz 352 auf Platz 261 verbessern.
Damit ihr auch noch etwas zum mitdenken habt hier ein paar kleine „Aufgaben“ aus meinen Partien:
Oben Links (Runde 3): Weiß am Zug gewinnt
Oben Rechts (Runde 4): Schwarz am Zug gewinnt (nach 1. … xf3 2. xf3 Tc8 3. Td8+ Txd8 4. Dxd8+ Kg7 habe ich Remis angenommen, sollte aber immer noch gewonnen sein)
Unten Links (Runde 5): Weiß am Zug gewinnt (hier habe ich Remis angenommen)
Unten Rechts (Runde 9): Schwarz setzt Matt in 13 🙂
Das wars mit den Schachberichten, jetzt noch ein paar Sachen drumherum:
Die Dimension lässt sich wohl schwer mit anderen Turnieren vergleichen, was aber auch in sehr langen Laufwegen resultierte wenn man mal andere Partien verfolgen will.
Die Spielbedingungen selbst sind aber Top, man hat sehr viel Platz und auch ansonsten gab es wenig Probleme. Lediglich die Auslosung dauerte teilweise etwas lange (bei 1500 Teilnehmern aber auch nachvollziehbar) und es gab recht wenig Platz zum analysieren.
Spannend hingegen war es natürlich die Partien des Grenke Chess Calssic zu beobachten und mit einigen wirklich Weltspitzenspieler mehr oder weniger am selben Turnier teilzunehmen.
Auch vergessen wollen wir hier nicht Fabi vom SW Nürnberg Süd, der souverän das B-Open gewinnen konnte!
Alles in allem schöne fünf Tage und ein durchaus gutes wenn auch durchwachsenes Turnier für Lea und mich. 🙂
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