Aus- und Weiterbildung sind der Schlüssel zum Erfolg! Aus dem Grund wurde ein Schachlehrgang der Schachjugend Mittelfranken für das Training mit stärkeren Jugendlichen zusammengestellt. Der Vorsitzende des örtlichen Schachclubs, Klaus Böse stellte nach der Begrüßung der 21 Teilnehmer aus Ansbach, Bad Windsheim, Cadolzburg, Erlangen, Forchheim, Heilsbronn, Mögeldorf, Neumarkt, Nürnberg, Schwabach und dem ausrichtenden Verein Bechhofen die Frage in den Raum: Wo beginnt das Schachspielen?
Diese Frage beschäftigte die interessierten Teilnehmer aus der Regionalliga bis zur Kreisklasse während des sehr anspruchsvollen Lehrgangs in Bechhofen, der von Großmeister Michael Prusikin (SC Forchheim) geleitet wurde.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte der Großmeister klar, dass der Aufbau eines Eröffnungsrepertoires viel Arbeit bedeutet, wobei der theoretische Teil überschaubar ist. Entscheidend ist, dass die Eröffnungskenntnisse lückenlos sind, wobei die Breite der einzelnen Varianten wichtiger als deren Tiefe ist und die gewählte Eröffnung dem Stand des Spielers entsprechen muss. Er stellte die Bedeutung der offenen Partie für eine schnellere schachliche Entwicklung heraus, da die Pläne in der Eröffnung schwerer zu durchschauen sind und das königliche Spiel nicht durch schematisches Lernen verbessert wird. Bei der Auswahl der Eröffnung empfahl Prusikin den Teilnehmern, dass diese taktisch anspruchsvoll und strategisch überschaubar sein sollte.
Unter der Visualisierung versteht der Schachspieler die Fähigkeit sich das Geschehen am Schachbrett zwischen den einzelnen Stellungen vorzustellen und festzuhalten. Die wichtige Kenntnis des Brettes kann man mit den Jugendlichen bereits im früheren Stadium trainieren.
Wesentlich schwieriger gestaltete sich das Thema der Variantenberechnung. Mit eigenen Partiebeispielen gepaart mit Partien aus der Meisterpraxis versuchte der Großmeister die Bedeutung für Kandidatenzüge (Züge, die in die engere Auswahl kommen) und die Frage nach dem Ziel in der Stellung zu durchleuchten. Ein Spieler sollte seine Varianten nie mehrmals berechnen (Nur Rechnen, wenn es nötig ist!), da dies dem Spieler viel Zeit und Kraft abverlangt, die dem Spieler dann häufig in der Endphase der Partie fehlen. Wichtiger ist neben der Bewertung der Stellung die Festlegung der Reihenfolge bei der Prüfung der gefundenen Kandidatenzüge. Weiter ging Prusikhin auf die Verkürzung des Rechenweges nach der Meilensteinmethode ein. Eine lange Variante, die sich nach ein paar Zügen verzweigt, kann nach den zwingenden Zügen als Meilensteinstellung bezeichnet werden und verlangt die weitere Analyse ab dieser. An der Stelle wies der A-Trainer des DSB noch auf den Fehler des zu frühen Abbruchs der Variantenberechnung hin.
Im zweiten Teil des Lehrganges mussten die Spieler vorgegebene Stellungen gegen gleichstarke Spieler weiterspielen, wobei die bisher gelernten Methoden eingesetzt werden sollten. Die Spieler mussten mit vorgegebener Restbedenkzeit nach taktischen Schwächen suchen und die gefundenen Kandidatenzüge vergleichen. Vom Prüfen der Schachgebote musste sich der Spieler über die Schlagzüge bis zu den stärksten Drohungen durcharbeiten. Hilfreich ist für die Stellungsbewertung und die Variantenberechnung das Training der Phantasie, da ein Spieler viele Möglichkeiten gar nicht wahr nimmt. Auch ist es manchmal von Vorteil, sich auf sein Gefühl zu verlassen, da alle Varianten gar nicht durchzurechnen sind.
Der sympathische Schachgroßmeister Michael Prusikin hat sein Ziel den Teilnehmern ein Gefühl für komplexe Stellungen zu vermitteln, in einem anschaulichen und praxisorientierten Vortrag voll und ganz erreicht.
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