Vorstellung des Vereins

Vorstellung des Vereins

Rede anlässlich der Wiederverleihung des Top-Schach-Verein-Siegels am 13.10.12:

Zuerst möchte auch ich Sie, sehr geehrte Ehrengäste, und Euch, liebe Freunde und Freundinnen des königlichen Spiels, im Namen der Schachjugend Bechhofen herzlichst willkommen heißen.

Antoine de Saint-Exupéry [ɑ̃tˈwan də ˌsɛ̃tɛgzypeːˈʀi], ein französischer Schriftsteller, sagte einst: „Gemeinschaft ist nicht die Summe von Interessen, sondern die Summe an Hingabe.“ Was bedeutet das aber für einen Schachverein? Ganz einfach: In einem Schachverein muss das Interesse am Schachspielen natürlich sehr hoch sein, denn sonst hätte der Schachverein seinen Namen kaum verdient. Aber eine Ansammlung von Figuren ziehenden Personen bildet noch lange keinen Verein, erst recht nicht einen Top-Verein! Und ein Verein ist immerhin eine Gemeinschaft – besser gesagt: Soll eine Gemeinschaft sein! Aber wie wird aus einer Gruppe Menschen eine Gemeinschaft? Bestimmt nicht durch reines Interesse! Wäre es nur das Interesse am Schach, das unseren Schachclub 1923 Bechhofen e.V. ausmachen würde, dann wäre das eine brüchige Gemeinschaft, in der auch jeder in Zeiten vielfältiger medialer Möglichkeiten seinem Interesse daheim vor dem PC oder dem Fernseher frönen könnte. Ein Glück, das dem nicht so ist! Dass unseren Verein etwas anderes, ja ganz besonderes auszeichnet: Die Hingabe vieler Mitglieder an die Gemeinschaft.

Da uns heute das Qualitätssiegel „Deutscher Top-Schachverein“ für Kinder- und Jugendschach und Mädchen- und Frauenschach übergeben wird, möchte ich mich beim Begriff der Hingabe auch auf diese Bereiche beschränken. Und ich möchte diesen Begriff der Hingabe von zwei Seiten beleuchten: Von einer spielerisch-tätigen Seite und von einer ehrenamtlichen Seite. Die Spieler eines Vereins, das sind sozusagen seine Aushängeschilder. Ein Top-Verein zeichnet sich also dadurch aus, dass er Top-Spieler hervorbringt. Aber wie wird zum Beispiel aus einer ganz normalen Spielerin ein Supertalent? Fleiß, Ehrgeiz und einen starken Willen müssen die Spielerin auszeichnen, aber genauso muss es einen Trainer geben, der mitfiebert, der im Moment des Scheiterns die richtigen ermunternden Worte findet und sich im Augenblick des Sieges wahrhaft mit seinem Zögling freut. Unsere Spieler sind unsere Leuchtfeuer. Hat ein Spieler oder eine Spielerin ein hervorragendes Ergebnis erzielt, dann strahlt sein bzw. ihr Ruhm im Namen des ganzen Vereins.

Als unsere Mädchenmannschaft letztes Jahr auf der Deutschen war, las ich so in einem Bericht, dass Schachvereine aus Lübeck, Chemnitz und Karlsruhe ihre Spielerinnen zum Kampf um den Titel des deutschen Meisters schickten und ich dachte mir so: Der kleine Markt Bechhofen mit seinen knapp 6000 Einwohner spielt bei den ganz großen mit. Wow! Und diesen Ruhm für Bechhofen haben wir vor allem unseren Spielern und Spielerinnen zu verdanken. Nur mal zur Kenntnisnahme: Unsere Mädchenmannschaft wurde letztes Jahr im Dezember zu der. 14. besten aus ganz Deutschland gekürt! Hierbei bekommt Ihr von meiner Seite aus noch ein großes Lob! Ihr habt unseren Verein sehr gut vertreten und uns alle stolz gemacht. Danke, Lea! Danke, Christina! Danke, Carolin! Danke, Leonie! Und auch Danke an unsere Gastspielerin Melina! Auch ein großes Lob an unsere Anki! Sie hat unseren Verein würdig bei den deutschen Meisterschaften 2012 in der Altersklasse der U18w vertreten und hat einen tollen 12. Platz belegt. Und auch ein großes Lob an unseren Daniel, der aufgrund seiner hervorragenden Leistungen diese Saison zum ersten Mal in der Stammmannschaft unserer I. Mannschaft für den Ruhm und die Ehre unseres Schachvereins kämpft. Natürlich auch ein ein großes Lob an alle anderen Spieler und Spielerinnen unseres Vereins, die sowohl in den Mannschaften ihrer Altersklassen als auch in unseren Erwachsenenmannschaften tatkräftig und erfolgreich mitspielten. Es sei nur mal zu erwähnen, dass unsere Jugendlichen diese Saison zwei U20-Mannschaften stellen und die Mehrheit unserer III. und IV. Erwachsenenmannschaften bilden. Kommen wir nun zur ehrenamtlichen Seite der Hingabe. Unser Schachverein würde nicht so funktionieren, wenn nicht so viele Ehrenamtliche Zeit und Arbeit investieren würden, um das Alltagsleben aufrecht zu erhalten. Ein Verein ist wie ein Baum. Nur wenn dieser Baum einen festen Stamm hat, aus dem dicke Äste hervorgehen, können am Schluss an den Zweigen die Blüten ihre Schönheit ausstrahlen und reife Frucht bringen. Der Stamm, das sind all jene, die die Grundlagenarbeit leisten. Wenn das Fundament, der fruchtbare Baumstamm, krank und schwach ist, dann wird auch der ganze Baum erkranken und schwach werden und es werden keine Blüten und Früchte an ihm hängen. Was ich damit sagen will, ist, dass ein Verein einen Mittelpunkt braucht, sozusagen die Wurzel des Baumes, die den Verein festhält und versorgt und auf der der Baumstamm wachsen kann. Unsere Wurzel hat hier und jetzt aber einen ganz besonderen Namen. Ein Mann, der mit seiner Begeisterung ansteckt. Ein Mann, der mit seinen Zöglingen mitfiebert. Ein Mann, der mit seiner bedingungslosen Hingabe die Wurzel unseres Vereins ist. Ihr wisst von wem ich spreche. Und ich kann es gar nicht oft genug sagen: Danke, danke, danke, Klaus! Ohne Dich und Deine Tatkraft wären wir heute nicht hier. Unser Klaus ist ein Visionär, aber Visionäre wie ihn braucht die Welt. Als wir im Februar 2009 unser erstes vereinsinternes Jugendparlament gründeten, war die Idee der Mitsprache der Schachjugend am Vereinsleben noch ein bisschen träumerisch. Aber dass unser Klaus nicht sein Leben träumt, sondern seinen Traum lebt, hat sich erst wieder gezeigt: Am 30. Juni diesen Jahres wählten wir unser inzwischen III. Jugendparlament. Nicht nur, dass wir dadurch Demokratie lebendig werden lassen konnten, sondern wir bildeten uns durch unser Ehrenamt selbst weiter. Und was ich erlebt habe, lässt mich voll Freude und Zuversicht in die Zukunft blicken. Da plant und organisiert unsere Jugendbetreuerin Christina allein das ganze Ferienprogramm, während ich genügend Jugendliche in ihrem Alter kenne, die sagen, dass sie für so etwas noch zu jung und zu unerfahren sind. Oder auch die Entscheidung unserer letzten Jugendparlamentssitzung, dass das Kindertraining in den Händen der Vereinsjugend liegt, zeigt uns einen Weg auf, den wir voll Zuversicht gehen können. Hingabe, das habe ich in den letzten Jahren nicht nur von unserem 1. Vorsitzenden Klaus, von unserem ehemaligen 1. Jugendleiter Berthold und unserem 2. Jugendleiter René gesehen, sondern auch von viele anderen, auch von Eltern. Und von unseren Jugendlichen können wir erwarten, dass sie die Leistungen ihrer vorhergehenden Generation an Engagement überbieten können und vermutlich auch werden. Und das zeichnet eben einen Top-Verein aus, das zeichnet uns aus: Die Hingabe der Spielerinnen und Spieler, um Ruhm und Ehre für ihren Verein zu holen, und die Hingabe der Ehrenamtlichen an die Gemeinschaft! Und zum Schluss noch einmal ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry [ɑ̃tˈwan də ˌsɛ̃tɛgzypeːˈʀi]: „Geh nicht nur die glatten Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub!“

 

felix.dobler