Liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde,
heute feiern wir zusammen das neunzigjährige Jubiläum unseres Vereins, des Schachclubs 1923 Bechhofen e.V.. Vor sechs Jahren war ich noch in einem anderen Schachverein, einem Verein, dessen Trainingsabend regelmäßig von bis zu 20 Kindern und Jugendlichen besucht wurde und von dem es für mich als Vereinsmitglied nie so ausgesehen hat, als ob sich daran jemals etwas ändern würde. Doch dann musste der Trainer, der die Kinder und Jugendlichen so begeistert hatte, aus beruflichen Gründen ins weit entfernte Ostasien und später nach Nordamerika ziehen. Und kaum war diese Säule der Jugendarbeit in diesem Verein weg, wurde der Vereinsabend leerer und leiser. Die Bretter, die man zum Spielen aufbaute, wurden immer weniger. Die Uhren mit ihrem vertrauten Ticken wurden immer leiser und verstummten mit der Zeit. Die Kinder, die anfangs fasziniert vom königlichen Spiel waren, wechselten den Verein oder hörten mit dem Schachspielen sogar ganz auf. Und dann vor knapp fünfeinhalb Jahren entschloss ich mich aufgrund dieser tristen Verhältnisse, den Weg zu jenem Verein anzutreten, dessen guter Ruf wie ein herzliches „Willkommen!“ war. Dieser Verein war der SC 1923 Bechhofen e.V.. Was Ich Euch berichte, ist leider kein Einzelfall. Viele hier in unserem Verein, vor allem einige Jugendliche, haben die Erfahrung gemacht, dass sie als die Jugend in ihrem ehemaligen Verein nicht mehr willkommen waren. Niemand kümmerte sich um sie, niemand interessierte sich wirklich für sie und niemand erkannte in diesen Vereinen, dass sie ohne Jugendarbeit ihren eigenen, absehbaren Untergang hervorrufen werden. Als ich vor fünfeinhalb Jahren das erste Mal hier zum Vereinsabend kam, wusste ich sofort, dass ich hier willkommen bin, ja, dass man hier versteht, was die Jugendarbeit bedeutet. Ich war damals so begeistert, dass ich von diesem Abend an immer mehr in den Verein hineingewachsen bin und sehr froh bin, dass ich heute hier sein darf. Aber warum erzähle ich Euch das jetzt alles? Sollten wir an einem Jubiläumstag nicht feiern anstatt uns über das anscheinend unaufhaltbare Vereinssterben in unserem Kreis zu beklagen? Ja, feiern wäre wohl nicht schlecht und wir sind heute hier und wollen feiern, aber was wollen wir eigentlich feiern? 90 Jahre Schachclub Bechhofen! Das wollen wir feiern! Aber warum hat unser Verein so lange durchgehalten? Warum ist unser Vereinsabend immer noch vom jugendlichen Geist besucht? In meinen Augen gibt es drei Arten von Vereinen. Da wäre zum Beispiel die Art von Vereinen, deren Ziel es ist, möglichst viele Jugendliche zu haben und zu behalten, diese dann aber nicht unbedingt national oder sogar international bekannt zu machen. Dieser Typ von Verein vertritt das sogenannte Breitenschach und muss wenigstens nicht befürchten, dass sein Verein ausstirbt. Der zweite Typ ist derjenige, der sich an wenigen, aber großen Erfolgen freut und anstatt mehrere Jugendliche zu fördern, einen Superstar hat, der seine jugendlichen Vereinskollegen in den Schatten stellt. Dieser Typ von Verein ist davon bedroht, dass er im Glanze seines Ruhmes diejenigen Jugendlichen verliert, die eben keine Top-Leistungen vollbringen können. Und die dritte Art von Verein ist das gesunde Mittelmaß. Das ist ein Verein, in dem sich Leistungsschach und Breitenschach die Waage halten. Das ist ein Verein, in dem die Meister ihren Vereinskollegen auf gleicher Augenhöhe begegnen. Das ist ein Verein, in dem in die Jugend Zeit und Arbeit investiert wird. Das ist ein Verein, der jedem Jugendlichen die gleichen Chancen und die gleiche Aufmerksamkeit entgegenbringt. Das ist ein Verein, dessen Ziel und Verheißung die Zukunft ist. Das ist ein Verein, wie es eben unserer ist. Wir sind heute hier und feiern dieses Jubiläum, doch sollten wir niemals vergessen, warum wir heute überhaupt hier sein können. Es war die Arbeit einiger Pioniere, die vor neunzig Jahren den Schachclub Bechhofen gründeten. Vom alten Schachverein wissen wir nur wenig. Wir wissen nur, dass Eugen Schmidt damals der Vorsitzende des SC 1921 Bechhofen war, der aufgrund fehlender Unterlagen vor einigen Jahrzehnten in SC 1923 Bechhofen umbenannt wurde. Vereinsmeister und damaliger Spitzenspieler des Vereins war Otto Reuter, der als einziges Mitglied des alten Vereins bei der Wiedergründung am 28. Oktober 1961 dabei war. Vor 52 Jahren begann die Ära des neuen Schachclubs, der schon zu Beginn unter dem damaligen Vorsitzenden Franz Burchhardt 27 Mitglieder hatte. Ihm folgten 1966 Walter Fischer, 1972 Karl Lechner, 1984 Hans-Dieter Lechner und 2008 schließlich unser Klaus als die ersten Vorsitzenden des Vereins nach. Jeder von ihnen hat große Leistungen für den Verein vollbracht und ihnen allen ist zu danken, dass wir heute hier zusammen feiern können. Denn ein Schiff ist nur so gut, wie der Kapitän, der es lenkt. Nun möchte ich aber, um es kurz zu halten, auf einige wenige Punkte unserer jüngeren Vereinsgeschichte eingehen. Die länger zurück liegenden Großereignisse muss ich leider auslassen, da wir über diesen Stoff sicherlich mindestens ein Buch schreiben könnten, und ich gerade einfach nicht die Zeit dazu habe, hier und jetzt eine Lesung zu beginnen. Der Beginn unserer erfolgreichen Jugendarbeit war in den 90er Jahren. Besonders hervorzuheben sind in diesen beiden letzten Jahrzehnte die Erfolge der Schachfamilien Lutz und Alsheimer. Am 13. Februar 2009 erfüllte Klaus sein erstes großes Vorhaben als neuer 1. Vorsitzender des Vereins und initiierte die Gründung unseres Jugendparlaments, dessen Arbeit inzwischen aufgrund der tatkräftigen Unterstützung und dem eifrigen Engagement unserer Jugendlichen als voller Erfolg angesehen werden kann. Am 26. September 2009 gelang Klaus dann sein zweiter Coup, indem er den Titel des Top-Schach-Vereins im Bereich Mädchen- und Frauenschach und Kinder- und Jugendschach für unseren Verein nach Bechhofen holte. Seit dem sind wir ein offizieller, vom Deutschen Schachbund zertifizierter Top-Schach-Verein. 2009 und 2010 schafften unsere Mädels auf der Deutschen Vereinsmeisterschaft der Mädchen auch gleich die Bestätigung dafür, indem sie 2009 auf Platz 11 landeten und 2010 sogar als sechstbeste deutsche Mannschaft gekürt wurden, obwohl sie von Platz 17 starteten. Unsere Türmchenturniere waren auch immer ein kleines Highlight der jüngeren Vereinsgeschichte. So wurde beim 3. Türmchenturnier Lea die Erste in der U12. 2011 beim 4. Türmchenturnier wurde Luis 2. und Carolin 4. in der U10, Lea 2. und Christina 3. in der U12/U14 und Daniel 1. in der U16. Und letztes Jahr beim Simultanturnier der Sieger des 5. Türmchenturniers gegen Vizeweltmeisterin Hanna-Marie Klek gewannen Carolin Böse und Christian Barani. Unsere Carolin wurde schon im November 2010 Mittelfränkische Meisterin der U10, im Dezember 2012 Mittelfränkische Meisterin der U12 und vor kurzem sogar Bayerische Meisterin. Ihre Mentorin Astrid errang jetzt Ende August ebenfalls den Bayerischen Meisterinnentitel, nämlich den der Bayerischen Damenmeisterin. Unsere Anki wurde 2005 und 2009 Bayerische Meisterin, 2012 Bayerische Vizemeisterin und 2011 und 2012 Mittelfränkische Meisterin. Lea kann die Titel der Bayerischen Vizemeisterin und der Mittelfränkischen Meisterin ebenfalls auf sich vereinigen. Und Daniel ist unser Bayerischer Blitzmeister und Mittelfränkischer Meister ja sowieso. Unser fünfzigjähriges Wiedergründungs-Jubiläum vor zwei Jahren wurde mit vielen Veranstaltungen gefeiert. Unter anderem fand ein Schachtag mit Simultanturnier gegen Großmeister Michael Prusikin und ein Vergleichskampf gegen eine Kreisauswahl statt, die wir mit 11,5 zu 8,5 gewannen, obwohl wir im direkten DWZ-Vergleich eindeutig schwächer waren als unsere Gegner. Im März letzten Jahres schaffte unsere U20 dem Wiederaufstieg in die Landesliga-Nord und im Oktober letzten Jahres wurde uns das Top-Schach-Verein-Siegel wieder verliehen. Im März diesen Jahres schaffte die U20 I den Klassenerhalt und die U20 II errang den zweiten Platz und steigt nun verdientermaßen auf. Ihr seht, dass in unserem Verein immer etwas los ist, ja, dass wir schon einiges geschafft haben, aber dass es noch vieles zu tun gibt. Für die nächsten Jahre wird es unsere Hauptaufgabe sein, die Jugendarbeit voranzubringen und unseren Status als Top-Schach-Verein zu behalten. In diesen Zeiten, in denen das Internet immer mehr das Vereinsleben ersetzt, ist das kein leichtes Unterfangen, doch solange wir alle zusammen den Weg in die Zukunft unseres Vereins antreten, wird uns das auch gelingen. Deshalb bitte ich Euch, liebe Schachfreunde und Schachfreundinnen, Euch so gut wie möglich im Schachsport und vor allem unserem Verein einzubringen. Wenn jeder eine kleine Aufgabe in unseren Verein übernimmt und den Verein, vor allem den Vereinsabend (!), auch als diesen wahr nimmt, dann können wir zusammen ein großes Werk erschaffen. Das Werk, dass in neunzig Jahren noch die Mitglieder des SC 1923 Bechhofen e.V. ihr 180-jähriges Vereinsjubiläum feiern können. Gehen wir diesen Weg zusammen, denn ein Verein ist nur so gut und so nachhaltig, wie die Mitglieder, die für ihn stehen. Und zum Schluss möchte ich mich noch bei allen Spielern und Ehrenamtlichen in unserem Verein bedanken, die zusammen, auf gleicher Augenhöhe, für den Erfolg und den Fortbestand unseres Vereins notwendig sind. Und jetzt wünsche Ich Euch allen noch einen schönen Abend. Lasst uns das 90-Jahre-Jubiläum feiern!
– 1. Jugendleiter Felix Dobler –
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