Dameturnier in der Hölle

Dameturnier in der Hölle

Mit einer recht großen Gruppe von 10 Leuten, darunter Daniel, Niklas, Lea und ich von SCB reisten wir vor einigen Wochen nach Prag, um am „4th Amateur Chess Open“ teilzunehmen. Das Turnier schien zwar recht klein zu sein, allerdings auch recht vielversprechend besetzt für ein U2300 Open.

Die Hälfte von uns fuhr schon einige Tage vorher um die goldene Stadt zu erkunden. Es gab einiges zu sehen und tun auch abseits von den geläufigen Sehenswürdigkeiten. Als dann am Abend vor Turnierstart der Rest eintrudelte (nach geschätzt 10-stündiger Autofahrt :p ) meinten manche schon scherzeshalber dass man das Turnier ja einfach absagen könnte und weiter Urlaub machen 😀

Dass und warum dieser Wunsch in Erfüllung gehen sollte ahnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner. Ausgeschrieben war der Spielort als eine ehemalige Brauerei, am Tag vorher erhielten wir dann aber eine Mail vom Veranstalter, dass der Spielort kurzfristig verlegt wurde.

Von da an ging es steil bergab. Es fing damit an, dass der Austragungsort nicht direkt neben unserer Ferienwohnung war, die wir extra deshalb gebucht hatten. Besonders jemand mit zeitweiser Gehbehinderung freute sich über die Tatsache nun auch noch jeden Tag irgendwie zum Spiellokal kommen zu müssen 😀
Als die Vorhut dann am vermeidlichen Spielort eintrafen ging es keineswegs besser weiter. Auch nach mehrmaliger Nachfrage nach einem „chess tournament“ wusste niemand in der Wirtschaft worum es denn überhaupt geht. Erst als ein Einheimischer, der ebenfalls am Turnier teilnehmen wollte der Dame auf den Zahn fühlte, konnte das erste Missverständnis ausgeräumt werden. „Oh, you are here for the checkers torunament“. Blöd nur dass wir kein Dame spielen wollten.

Soweit ist ja aber alles noch verzeihlich. Der Oberhammer kam dann, als uns mitgeteilt wurde, wo genau wir spielten. Es gab eine steile Treppe nach unten, die aussah als würde sie direkt in den Schlund der Hölle führen. Und so kam es uns dort auch vor. Sauerstoff schien durch Rauch ersetzt worden zu sein, und die die noch vorhanden war, war dank der Tatsache, dass es im ganzem Raum ein winziges, lichtdichtes, geschlossenes Kellerfenster gab extremst stickig.

Vorsicht Symbolbild 😀 Aber so ungefähr sah es im Keller tatsächlich aus 😀 (Vielleicht kann ich ja noch irgendwo ein richtiges auftreiben)

 

Licht war quasi auch keines vorhanden, an manchen Brettern hatte man wirklich Schwierigkeiten die Figuren zu erkennen. Wobei dazu gesagt werden muss, dass als wir ankamen quasi noch keine Bretter vorhanden waren sondern diese erst gemächlich aufgebaut wurden. Zudem noch „hochqualitative“ Rollbretter, bei denen die Figuren schon umfallen wenn man sie nur schräg ansieht. Dann tauchte endlich mal der Turnierleiter Miroslav Steimar auf. Immerhin sah er ein, dass die Lokation nicht „optimal“ sei, und stellte den Leuten frei, ob sie das Turnier tatsächlich spielen wollten. Da wurden aus den anfänglich über 50 Teilnehmern ganz schnell ca. 30, obwohl einige wie wir auch von recht weit extra angereist waren.

Vier von uns entschieden sich dazu direkt abzubrechen, der Rest wollte es wenigstens versuchen, da wir ja extra dafür nach Prag gefahren waren. Von der versprochenen Rückerstattung der Teilnahmegebühr von immerhin 60€ haben wir bis heute nichts gesehen, werden jedoch bald weitere Schritte einleiten!

Mit über 2 Stunden Verzögerung begann dann die erste Runde, da anscheinend auch niemand fähig war einen Computer zu bedienen. Über die Partien muss nicht viel gesagt werden. Daniel und ich erwischten natürlich auch noch eine Vereinspaarung und obwohl wir beide quasi blind spielen mussten könnt ihr euch das Ergebnis wohl denken 😀 Melina und Robert gewannen gegen schwächere, Kristin und Steffen unterlagen gegen stärkere Gegner.

Alle bisherigen Unannehmlichkeiten hätten wir vielleicht noch beiseite schieben können, allerdings wurde es schon ab 12 in der obigen Wirtschaft dermaßen laut, dass man meinte direkt in einem Fußballstadion zu sitzen. Und natürlich gab es auch keine Tür die man hätte schließen können. Da reichte es uns dann auch und wir beschlossen Einstimmig, das Turnier zu beenden. Auch hier wurde uns zugesagt, zumindest einen Teil der Teilnehmergebühr zurückzuerhalten. Eine Woche später kam dazu allerdings die Mail, dass wir keinen Cent bekommen, da er ja alles für FIDE-Auswertung ausgeben muss (Ja klar, 60€-3€=0€).  Allein so ein Turnier ELO auszuwerten ist schon irgendwie eine Farce. Aber immerhin hat er uns angeboten, nächstes Jahr vergünstigt teilzunehmen. Selten so gelacht 😀

Mal sehen ob mir noch was positives zum Turnier einfällt.. Das laut Ausschreibung versprochene Mittagessen je Runde bestand aus ganzen 3! Frühlingsrollen für 45 CZK. Hat wohl doch nicht funktioniert mit dem positiven Kommentar..

Naja etwas positives war immerhin, dass wir dadurch recht lange Zeit hatten um andere Sachen zu unternehmen. Pivo ist in Tschechien zum Glück recht billig 😀

Alles in allem: Das schlechteste Dame-Turnier, dass ich je erlebt habe. Immerhin kann uns jetzt nichts mehr schocken.

Falls jemals wieder jemand vorhaben sollte, an diesem Turnier teilzunehmen, dem ist auch nicht mehr zu helfen 😀 (Nochmal ausdrücklich: Es handelt sich dabei NICHT um das Turnier der Czech Tour).

So genug negatives für heute, es kann nur aufwärts gehen! 😀

nico.meyer

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Schachclub Forchheim – Aktuelles Veröffentlicht am15:21 - 16. Juni 2017

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